Westfälische Rundschau (Lokalteil Hagen) - Dienstag, 11. April 2012
Hagener Musiker erlebten die angespannte Situation in einem Land mit vielen Konflikten
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In Bethlehem fand ein Konzert mit dem Palästinensischen Jugend-Posaunenchor "Brass for Peace" statt, der mit Spendengeldern aus Deutschland aufgebaut wird. Foto: Privat
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Von Annette Kreikenbohm
Hagen. "Es war eine tolle Reise mit einer tollen Stimmung." So fasst Dirigent Ulrich Oberste-Padtberg (44) den Ausflug des Young Brass-Bläserprojektes nach Israel zusammen. Acht Tage lang war die Gruppe, bestehend aus Dahler und Herbeder Musiker, unterwegs im Heiligen Land - bei Temperaturen, die rund 25 Grad höher lagen als in Deutschland.
Doch so schön die eigenen Begegnungen mit den Einheimischen waren - sie konnten nicht über die angespannte Situation in Israel hinwegtäuschen: "Man spürt schon, dass zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Juden und Moslems stetes Misstrauen herrscht", erklärt Oberste-Padtberg und erinnert sich an einen Vorfall während der Karfreitagsprozession, die von der israelischen Polizei angehalten wurde, um eine Überfüllung der Grabeskirche zu verhindern. Dieses Einschreiten sei sofort als Schikane empfunden worden. Auch das israelkritische Gedicht von Günter Grass sei Thema während der Reise gewesen, allerdings nur in der Gruppe. "Wenn einer, der selbst mal eine SS-Uniform getragen hat, so etwas veröffentlicht, muss man sehr vorsichtig sein", so der Tenor während der Diskussion. Die Art und Weise, die Grass gewählt hat, habe bei den meisten keine Zustimmung gefunden. Ebenso wenig allerdings auch das "deutliche Fehlverhalten des Staates Israel", etwa in Sachen Siedlungsbau. Nach dieser Reise, so Oberste-Padtberg frustriert, sei seine Hoffnung gesunken, dass der Konflikt bald beigelegt werden könne.